Am heutigen Samstagmorgen fand in Ebsdorfergrund eine groß angelegte Übung zur Bewältigung von Unfällen mit radioaktiven Stoffen statt. Unter der Leitung des Hessischen Landwirtschaftsministeriums probten die freiwilligen Feuerwehren aus Roßberg, Wermertshausen und Dreihausen, der Malteser-Rettungsdienst sowie Strahlenschutzexperten des Regierungspräsidiums Gießen gemeinsam ein realitätsnahes Szenario: den Unfall eines Gefahrguttransporters mit radioaktiven Materialien.
Das Übungsszenario
Laut Übungsszenario kollidierte gegen 08:30 Uhr ein Gefahrguttransporter in der Nähe der Abzweigung der L3125 nach Dreihausen mit einem Traktor, wodurch mehrere Behälter mit radioaktiven Stoffen in der Umgebung verteilt wurden. Es bestand zunächst der Verdacht, dass die Fahrerin des Transporters kontaminiert war. Ziel der Übung war es, die Zusammenarbeit der verschiedenen Einsatzkräfte zu trainieren und wichtige Maßnahmen zur Sicherung des Unfallortes, Dekontamination von Personen und Bergung der radioaktiven Stoffe unter realistischen Bedingungen zu üben. Dabei ging es zunächst darum, sicherzustellen, dass alle Einsatzkräfte ordnungsgemäß alarmiert wurden und zeitig am Unfallort eintrafen. Besondere Herausforderung war dann, die vermeintlich kontaminierte und verletzte Fahrerin des Gefahrguttransporters zu versorgen und zu dekontaminieren, Strahlungs- und Kontaminationsmessungen durchzuführen und möglicherweise ausgetretene Strahlenquellen zu bergen. Zum Abschluss der Übung musste der Einsatzort dekontaminiert und freigegeben werden.
Derartige Szenarien, wie der „Transportunfall an Land“ gehören zu den 16 Einsatzszenarien des „Allgemeinen Notfallplans des Bundes“ und werden in Hessen gemäß festgelegten Einsatzplänen regelmäßig, mindestens jährlich, geübt. Dabei werden reale radioaktive Strahlenquellen eingesetzt, um eine praxisnahe Schulung der Einsatzkräfte zu gewährleisten. Durch eine strikte strahlenschutzrechtliche Überwachung während der gesamten Übung wurde sichergestellt, dass weder Einsatzkräfte noch Anwohner oder die Umwelt einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt waren.
Diese Aufgaben, die radiologische Betreuung sowie die realistische Umsetzung des Szenarios unter Einbeziehung der beteiligten Organisationen wurden durch das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) übernommen.
Hintergrund
Radioaktive Stoffe und ionisierende Strahlen finden auch außerhalb von Kernkraftwerken breite Anwendung in Industrie, Gewerbe, Medizin, Forschung, Hochschulen und Schulen. In Hessen gibt es derzeit ca. 700 Genehmigungsinhaber, die mit offenen und umschlossenen radioaktiven Stoffen umgehen. Die hessischen Einsatzkräfte sind auf solche – in der Realität sehr seltenen – Zwischenfälle gut vorbereitet. Die jährlichen Übungen gewährleisten, dass Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Strahlenschutzbehörden im Ernstfall reibungslos zusammenarbeiten können, um die Sicherheit der Bevölkerung und der Umwelt zu gewährleisten.